Schweizer Tresorhersteller – Zertifizierung im Tresorbau

11 Mar 2024 5 min read No comments Interviews
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Sicherheitsstandards bei Schweizer Tresoren

Schweizer Tresorhersteller – Zertifizierung im Tresorbau
„Herr Bundi, wir sprechen heute über Sicherheitszertifikate bei Swiss Made Tresoren. Ein Tresor gibt mir ein gutes Gefühl. Aber er soll ja tatsächlich Sicherheit geben. Wie wird das gewährleistet? Sind wir da bei den Themen Versicherungsklassen, Sicherheitsstufen, Widerstandsgrade, Zertifizierungen?„

Tresorhersteller lassen zertifizieren

„Ganz genau! Es ist gar nicht so einfach, sich bei diesem Thema zurechtzufinden. Beginnen wir mit der Organisation, bei der wir unsere Komponenten und Systeme prüfen lassen. Das ist die VdS Schadenverhütung GmbH, eine deutsche Organisation, die zu den weltweit renommiertesten Institutionen für die Unternehmenssicherheit gehört und ihren Sitz in Köln hat. Die Dienstleistungen umfassen unter anderem die Prüfungen von Anlagen und die Zertifizierungen von Produkten. In unserem Fall, wie gesagt, Tresore oder Komponenten davon.“

Der Schweizer Tresorbauer TARGO lässt in den Laboren der VdS prüfen

„Wie geht so eine Prüfung vor sich?“

„Nun, zunächst entscheide ich, welche Komponenten oder ganze Sicherheitssysteme geprüft werden sollen. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab. Danach stelle ich die Pläne des zu zertifizierenden Objekts vollumfänglich dem VdS zur Prüfung zur Verfügung. Wenn alles in Ordnung ist, werde ich benachrichtigt und aufgefordert, das Prüfstück, beispielsweise einen Tresor, nach Köln in die Labore der VdS GmbH zu liefern.“

„Gut, Sie liefern zunächst die Pläne, diese werden geprüft, anschließend transportieren Sie das Prüfstück, in diesem Fall nach Köln?“

„Genau!“

Testverfahren für Tresore – Werkzeuge und Prüfmethoden

„Wie geht es weiter?“

„Der Tresor wird in einen eigens für die Prüfung ausgerüsteten Raum gebracht. Mitarbeiter des VdS versuchen nun den Tresor mit ganz verschiedenen Werkzeugen aufzubrechen. Das sind unter anderem Schraubenzieher, Hämmer, Brecheisen, C4 Sprengköpfe, Sauerstofflanze und so weiter.“

„Darf ich kurz nachfragen?“

„Bitte.“

„Den Schraubenzieher und Hammer kennen alle. Aber Sauerstofflanze oder C4?“

„Die Sauerstofflanze ist ein Werkzeug, das bei Aufbruchsversuchen verwendet wird, um den Stahl eines Tresors zu schneiden oder zu schmelzen. Bei C4 handelt es sich um einen hochexplosiven Kunststoff-Sprengstoff, der durch eine Detonation aktiviert wird.“

Redaktion: Wir weisen darauf hin, dass diese Informationen in demselben Kontext andernorts öffentlich zugänglich sind und Tagesmedien schon öfter darüber berichtet haben. Ansonsten würden wir solche Informationen nicht publizieren.

„Vielen Dank. Kommen wir zum Test zurück. Mit all den genannten, teilweise brachialen Mitteln, versuchen nun die Tester den Tresor aufzubrechen.“

„Genau. Je länger diese Bemühungen andauern, je intensiver man versucht den Tresor aufzubrechen und je aggressivere Mittel eingesetzt werden müssen, desto mehr RU-Punkte bekommt das Objekt. Je höher die Zahl der RU-Punkte für einen Tresor, desto sicherer ist dieser. Höhere Punktzahl heißt in der Praxis: Kriminelle benötigen mehr Zeit, verursachen mehr Lärm und hinterlassen mehr Spuren, die das Erstellen eines Täterprofils für die Forensiker vereinfachen. All dies erschwert den Kriminellen den Erfolg und erhöht ihr Risiko.“

EN-Normen und RU-Punkte

„Können Sie etwas zu EN und RU-Punkten sagen?“

EN-Zertifizierung und RU-Punkte bei Tresoren erklärt

„Die EN-Norm legt die Prüfverfahren und Anforderungen fest, die ein Tresor erfüllen muss, um als sicher eingestuft zu werden. Dazu gehören auch Gefahren wie Löschwasser, Rauch und Hitze. Die RU-Werte liefern spezifische Informationen darüber, wie widerstandsfähig der Tresor gegen Aufbruchsversuche ist. Wer dazu mehr Informationen braucht, findet diese auf unserer Webseite Targo Swiss made Tresore oder bei der VdS Schadenverhütung GmbH.“

„Können Sie all die Aussagen, der besseren Verständlichkeit wegen, in einen Kontext stellen. Wozu das Ganze?“

„Beim Erwerb eines Tresors hat der Käufer spezifische Vorstellungen und Anforderungen. Er strebt nach einem Schutz vor diversen Gefahren wie Einbruch, Feuer, Rauch- oder Hitzeentwicklung. Hierbei werden klare Kriterien für den Sicherheitsbegriff benötigt, verankert durch die EN und die RU. Diese verbindlichen Klassen, Grade und Stufen vermitteln dem Käufer eine konkrete Vorstellung von der Sicherheit seines Tresors sowie von dessen Grenzen. Zudem spielen diese Normen und RU-Werte eine entscheidende Rolle für Versicherungen, beeinflussen die Höhe der Versicherungssumme und die Prämien. Ein wichtiger Hinweis: Es ist ratsam, auch das Gespräch mit der Versicherung zu suchen, denn diese legt individuell fest, welches Risiko sie zu welchem Preis abdeckt, unabhängig von den Normen und Graden.“

„Wie Sie eingangs sagten: Ein etwas spezielles Thema. Aber wer sich die Anschaffung eines Tresors überlegt, sollte sich unbedingt damit auseinandersetzen und sich beraten lassen. Ihre Webseite oder die Webseite der VdS Schadenverhütung GmbH sind die Anlaufstellen.“

Schweizer Tresore – Herkunft und Qualität

„Ich möchte noch einen Punkt ansprechen. Während meiner Recherchen für dieses Interview ist mir aufgefallen, dass der Wettbewerbsdruck auf dem Markt für Tresore sehr hoch ist. Im ersten Teil haben wir bereits erwähnt, dass TARGO der letzte verbliebene Anbieter für Tresore ist, die ausschließlich in der Schweiz hergestellt werden.

Doch gleichzeitig sehe ich, dass auch andere Unternehmen mit dem Label „Swiss made“ werben. Das könnte für viele Leser verwirrend sein.“

Was bedeutet Swiss Made bei Tresoren?

Was bedeutet Swiss Made, wann ist ein Tresor wirklich ein Schweizer Tresor?

„Absolut, das kann zu Verwirrung führen. Allerdings nur, solange man nicht weiß, was „Swiss made“ tatsächlich bedeutet. Es handelt sich dabei um eine geschützte Herkunftsbezeichnung mit klaren Regeln. Eine dieser Regeln besagt, dass mindestens 60 Prozent der Herstellungskosten eines Produkts, wie beispielsweise eines Tresors, in der Schweiz anfallen müssen, damit die Bezeichnung „Swiss made“ verwendet werden darf. Es ist möglich, kostengünstige Materialien, beispielsweise aus China, zu beziehen und dennoch einige Arbeitsschritte in der Schweiz durchzuführen, um den Anteil von 60 Prozent zu erreichen. Dies ist gemäß den Regeln erlaubt und völlig korrekt.

Dennoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass Targo seit drei Generationen Tresore herstellt und die Produktion ausschließlich in der Schweiz erfolgt. Unsere Tresore begeistern die Kunden immer wieder aufs Neue. Über die letzten 66 Jahre haben wir uns in einem hart umkämpften Markt ein einzigartiges Know-how angeeignet, das von unseren Kunden sehr geschätzt wird.“

„Herr Bundi, im Namen von Pro Sicherheit danke ich Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch.“

Lesen Sie den Teil 1 des Interviews „Tresore aus der Schweiz – Für höchste Sicherheit

Entdecken Sie die faszinierende Welt der handgefertigten Swiss Made Tresore! Im ersten Teil unseres Interviews erfahren Sie, wie Targo Tresore von Hand in der Schweiz gefertigt werden und welche innovativen Technologien hinter der Produktion stecken. Tauchen Sie ein in die Kunst der Tresorbauer und erleben Sie, wie Sicherheit auf höchstem Niveau entsteht.

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