Grafik Quelle: Centers for Disease Control and Prevention
Was ist Fentanyl?
Die Ursprünge der Fentanyl-Krise kennen wir nun. Was aber ist Fentanyl? Fentanyl ist ein synthetisches Opioid, das in den 1960er Jahren von dem belgischen Pharmakologen Dr. Paul Janssen entwickelt wurde. Janssen war Gründer des Unternehmens Janssen Pharmaceutica, das später zu einem Teil von Johnson & Johnson wurde. Ursprünglich sollte Fentanvl bei Patienten mit starken Schmerzen – etwa bei Krebserkrankungen oder während Operationen – eingesetzt werden. Es ist 50- bis 100-mal stärker als Morphin und ermöglicht daher auch in kleinsten Dosen eine wirksame Schmerzlinderung.
Fentanyl und die aktuelle Drogenkrise
Trotz seiner bedeutenden Rolle in der Schmerztherapie geriet Fentanyl zunehmend in den Fokus des illegalen Drogenhandels. Aufgrund seiner extremen Potenz und der vergleichsweise unkomplizierten Herstellung wird es heute in großem Stil auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Häufig wird Fentanyl dabei mit anderen Substanzen (etwa Heroin oder Kokain) gemischt, ohne dass die Konsumentinnen und Konsumenten davon wissen. Dies erhöht das Risiko einer lebensbedrohlichen Überdosis drastisch.
Wer konsumiert Fentanyl?
Fentanyl betrifft eine breite demografische Gruppe, von jungen Erwachsenen bis hin zu älteren Menschen. Besonders betroffen sind:
- Altersgruppen: Die überwiegende Mehrheit der Konsumenten von Fentanyl sind Menschen im Alter zwischen 25 und 54 Jahren. Doch auch immer mehr Jugendliche konsumieren die Droge unwissentlich, da Fentanyl häufig in Form von Tabletten oder Kapseln verkauft wird, die wie andere Schmerzmittel aussehen.
- Geografie: Fentanyl betrifft nicht nur bestimmte Regionen in den USA, sondern hat sich landesweit verbreitet, von städtischen Zentren bis in abgelegene ländliche Gebiete. Besonders die „Rust Belt“-Regionen und wirtschaftlich benachteiligte Städte sind stark betroffen.
- Soziale Schichten: Während anfangs vor allem ärmere Bevölkerungsgruppen von der Drogenkrise betroffen waren, wächst die Zahl der Fentanylkonsumenten auch in wohlhabenderen Gesellschaftsschichten. Dies zeigt die landesweite Verbreitung und die unvorhersehbaren Gefahren, die mit dem Konsum verbunden sind.
Strukturen und Akteure des Handels mit Fentanyl
Die Drogenkartelle, die Fentanyl herstellen und in die USA bringen, sind in erster Linie in Mexiko ansässig. Diese Organisationen produzieren grosse Mengen des synthetischen Opioids und schmuggeln es in die USA. Der Schmuggel erfolgt über verschiedene Wege, von verdeckten Lieferungen in Postsendungen bis hin zu Verstecken in Fahrzeugen.
In China werden die chemischen Vorläuferstoffe für Fentanyl produziert, die dann in Mexiko weiterverarbeitet werden. Diese Verbindung zwischen den mexikanischen Kartellen und chinesischen Herstellern zeigt die globale Dimension des Fentanylhandels.
Politisches Versagen
Die Politik der USA hat bislang versagt, wirksame Maßnahmen gegen die Fentanyl-Krise zu ergreifen. Trotz eines gewaltigen Anstiegs der Drogentoten, der 2021 mit mehr als 100.000 Opfern einen traurigen Höhepunkt erreichte, ist die politische Antwort zu schwach und zersplittert. Präsident Joe Biden und seine Regierung haben versprochen, die Drogenbekämpfung zu intensivieren, aber die Herausforderung ist riesig.
Donald Trump hatte während seiner Amtszeit eine härtere Linie gegenüber Drogenkartellen verfolgt. Er versuchte, die Grenzkontrollen zu verschärfen und mehr Ressourcen für die Drogenbekämpfung bereitzustellen. In seiner Inaugurationsrede zur zweiten Amtszeit betont Trump die Notwendigkeit einer entschlossenen Bekämpfung der Kartelle, Banden und anderer krimineller Netzwerke, die auf amerikanischem Boden verheerende Verbrechen verübten. Er forderte ultimativ verstärkte Zusammenarbeit mit Mexiko und China.
Fentanyl – Die Gefahr für Europa
Die Gefahr, dass Europa von einer Fentanyl-Krise betroffen wird, ist real und wächst. Obwohl die Situation derzeit nicht das Ausmaß der Krise in den USA erreicht hat, gibt es besorgniserregende Anzeichen für eine zunehmende Verbreitung synthetischer Opioide in Europa.
Aktuelle Entwicklungen in Europa:
- Zunahme von Fentanyl-Funden: In Deutschland wurden bei Untersuchungen von Heroinproben in Drogenkonsumräumen Fentanyl-Beimischungen festgestellt. Von 1.401 getesteten Proben waren 50 positiv auf Fentanyl. Dies zeigt, dass Fentanyl bereits im Straßenheroin vorhanden ist, oft ohne Wissen der Konsumenten. Deutschlandfunk
- Anstieg der Drogentodesfälle: Im Jahr 2022 starben in Deutschland 1.990 Menschen an den Folgen des Drogenkonsums, 83 davon unter Einfluss synthetischer Opioide. Die Dunkelziffer könnte höher sein, da nur etwa die Hälfte der drogenbedingten Todesfälle obduziert wird.
Wirtschaftliche Faktoren und potenzielle Risiken:
Die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass wirtschaftliche Notlagen und Arbeitslosigkeit den Missbrauch von Opioiden begünstigen können. In wirtschaftlich schwachen Regionen der USA, wie der Rust Belt, ist die Zahl der Fentanyl-Konsumenten besonders hoch. Sollte Europa ähnliche wirtschaftliche Herausforderungen erleben, könnte dies zu einem Anstieg des Konsums von Fentanyl führen, da die Droge vergleichsweise billig und leicht verfügbar ist.
Fentanyl Krise als Teil asymmetrischer Kriegsführung?
Die Auswirkungen von Fentanyl in den USA können tatsächlich als eine Form asymmetrischer Kriegsführung betrachtet werden, ob absichtlich oder unbeabsichtigt. Die hohen Todeszahlen, die wirtschaftlichen und sozialen Folgekosten sowie die Belastung des Gesundheits- und Sozialsystems schwächen das Land nachhaltig und destabilisieren betroffene Gemeinschaften. Es ist durchaus denkbar, dass auch in der Politik unter Donald Trump – und möglicherweise bei anderen Administrationen – diese Perspektive Teil der strategischen Überlegungen ist.
Asymmetrische Kriegsführung durch Drogen:
- Direkte Schwächung der Bevölkerung:
- Die mehr als 100.000 Drogentoten in einem Jahr (Stand 2022) stellen eine massive Belastung für die Gesellschaft dar. Das sind mehr Todesfälle als durch viele militärische Konflikte in der jüngeren Geschichte. Die Zahl der Opfer zeigt, wie tief die Krise geht und welche nachhaltigen Schäden sie verursacht.
- Langfristige Folgen durch Süchtige:
- Neben den Todesopfern gibt es eine noch größere Anzahl an Menschen, die durch ihre Sucht arbeitsunfähig, gesundheitlich beeinträchtigt oder sozial ausgegrenzt werden. Diese Menschen belasten nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Wirtschaft und die sozialen Strukturen.
- Die wirtschaftliche Produktivität sinkt in Regionen mit hohem Drogenkonsum, wie beispielsweise im Rust Belt. Diese Gebiete werden zu sozialen Brennpunkten, in denen Hoffnungslosigkeit und wirtschaftliche Stagnation dominieren.
- Gezielte Destabilisierung:
- Sollte der Export synthetischer Opioide – insbesondere aus China – absichtlich gefördert oder zumindest toleriert werden, könnte dies als strategisches Mittel zur Schwächung der USA interpretiert werden. Die USA haben wiederholt China beschuldigt, zu wenig gegen den Export von Vorläuferstoffen zu unternehmen.
- Mexikanische Kartelle könnten ebenfalls indirekt daran beteiligt sein, die Krise auszunutzen, um die USA weiter zu destabilisieren. Diese Kartelle profitieren wirtschaftlich enorm von der Fentanyl-Produktion und dem Handel, während die USA mit den Folgen zu kämpfen haben.
- Politische und wirtschaftliche Kosten:
- Die Kosten für die medizinische Betreuung, Strafverfolgung, Prävention und soziale Hilfen gehen in die Milliarden. Diese Mittel fehlen an anderer Stelle, z. B. für Bildung, Infrastruktur oder Innovation.
- Eine Bevölkerung, die durch Sucht geschwächt ist, kann weniger effektiv in der globalen Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren.
Fentanyl wirkt wie ein schleichender Angriff auf die USA
Die Fentanyl-Krise hat eine weitreichende, potenziell destabilisierende Wirkung auf die USA, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich. Wenn man die Krise als Form asymmetrischer Kriegsführung betrachtet, macht es Sinn, dass die Trump-Administration – oder jede andere Regierung – diese Bedrohung nicht nur als innenpolitisches Problem, sondern auch als strategische Herausforderung auf globaler Ebene sieht. Ob absichtlich oder unbeabsichtigt, Fentanyl wirkt wie ein schleichender Angriff auf die Stärke und Stabilität des Landes. Maßnahmen, die über Prävention und Opferschutz hinausgehen und sich auf die Bekämpfung der Täter und Quellen konzentrieren, sind daher nicht nur sinnvoll, sondern möglicherweise entscheidend.
Weitere Beiträge zu einer möglichen Fentanyl Krise in Europa
Deutschlandfunk – Opioidkrise in den USA – Die betäubte Nation
Le Monde – Drogenhandel: Fentanyl, ein „Killer“ unter strenger Überwachung
Die Welt – Deutsche Drogenhelfer bereiten sich auf die Fentanyl-Krise vor
Le Monde – Neben Fentanyl verbreiten sich in Europa auch Nitazene, noch stärkere synthetische Opioide
FEDPOL Publikationen – Abwasseranalyse und Drogen – Resultate 2023 aus
einer Europäischen und Schweizer Studie